Günther Wagner berichtet über die neue DG-600
(November 2002):

Im Juni 2002 war es soweit - eine neue Haltergemeinschaft hatte sich in Geitau zusammengefunden und gemeinsam ein neues gebrauchtes Segelflugzeug erstanden.

Der Vorbesitzer kommt mit dem neuwertigen Cobra-Hänger.

Foto vergrößernDer Vorbesitzer kommt mit dem neuwertigen Cobra-Hänger.

Die neue Haltergemeinschaft:

  • Gerhard Fischbach
    vorher LS1c, stationiert in Geitau
     
  • Günther Rief
    vorher DG-202 (17m), Flugplatz Brannenburg
     
  • Günther Wagner
    vorher DG-202 (17m), Flugplatz Kufstein

Irgendwie war die Haltergemeinschaft DG-vorbelastet und Gerhard Fischbach einer DG nicht abgeneigt. Finanzierbar schien eine DG-600 zu sein, und so begann man im Frühjahr mit der Marktbeobachtung. Eine DG-600 aus Südtirol konnte in Unterwössen begutachtet werden - die war aber in zu schlechtem Zustand.

Eine Schweizer DG-600 mit Schweizer Zulassung erweckte das Interesse, war aber mit allen Nebenkosten zu teuer.

 

DG-600 gut aufgeräumt im Cobra-Hänger

Dann endlich ein interessantes Angebot in der Nähe Ludwigsburg. Nach einem ersten Besichtigungstermin inklusive Probeflug war uns klar - diese DG-600 soll die unsere werden!

Wenige Flugstunden im Flugbuch, optischer Zustand von Flugzeug und Anhänger einwandfrei - das passte.

Nicht mehr zeitgemäß war die technische Ausrüstung mit einem VP6e kombiniert mit einem VOR - im Zeitalter des GPS hatten wir hier andere Vorstellungen.

Wir konnten uns nach 3 Wochen mit dem Vorbesitzer einigen und am 01. Juni 2002 zogen Gerhard und Günther Wagner mit stolzer Besitzerbrust die DG-600 nach Geitau.

Das VP6e mit VOR blieb beim Vorbesitzer, wir kauften uns das Cambridge 302 (vielen Dank an Herrn Keim / TEKK für die gute Beratung).

An dieses Digital Vario mit GPS ist ein Compaq iPaq 3700 mit WinPilot angeschlossen. Die ersten Flüge mit dieser Ausrüstung waren sehr positiv.

Das alte Instrumentbrett

Foto vergrößernDas alte Instrumentenbrett hatte oben links
das VP6e (mit tausend Schaltern), darunter zwei
LCD-Anzeigen. Rechts unten das VOR und dann
war noch eine LCD-Anzeige am rechten Fuß!

Unsere ersten Flüge:

Alle drei Piloten fühlten sich in der DG-600 sofort wohl - für uns beiden Günther war dies nicht weiter verwunderlich, denn mit der DG-202 lernten wir ein DG-Cockpit bereits schätzen. Super war natürlich, dass sich auch der Gerhard schnell an das neue Cockpit und den zusätzlichen Wölbklappenhebel gewöhnte - so was kannte er natürlich von seiner LS1c nicht!

Das Cockpit der DG-600 ist um einige Zentimeter länger und breiter, wie das der DG-202, besonders für mich mit 1,87m Körpergröße ist dies sehr positiv. Die Sicht aus dem Cockpit ist typisch DG einfach super - welches Segelflugzeug bietet solch tolle Ausblicke - nicht zu vergessen, der gute Blick nach unten! Natürlich sollte man nur mit schwarzer Hose und schwarzen Schuhe fliegen - ansonsten spiegelt es zu sehr im Cockpit.

Anfangs ging bei den Windenstarts die DG deutlich zu früh aus dem Windenseil - mindestens 50m Schlepphöhe wurden verschenkt. Was tun? Kann der Winkel der Schwerpunktkupplung verändert werden? Nein? Also Kupplung ausbauen und ab damit zu TOST zur Überprüfung. Die ersetzten den zu stark abgenutzten Kupplungshaken und seitdem bleibt die DG-600 bis zum Schluss am Windenseil.

Die DG-600 haben wir bisher fast ausschließlich mit den 17m-Endstücken (die sind ohne Winglets) geflogen. Die Flugeigenschaften beschreiben wir alle drei als sehr angenehm. Sie kurbelt sich angenehm, wobei uns der direkte Vergleich mit anderen Flugzeugen noch abgeht (wir sind sie erst insgesamt 17 Stunden geflogen). Ich konnte im Juli eine größere Strecke (465 km) mit der DG-600 fliegen. Hier merkte ich so richtig, wie ich mich im Laufe des Tages immer besser auf die DG-600 einflog. Toll war der lange Endanflug über 80 km, bei dem ich so richtig den Leistungszuwachs im Gleiten gegenüber der DG-202 erfliegen konnte.

Ich werde mich im Frühjahr 2003 in Serres weiter auf die DG-600 einfliegen und hoffe auf viele schöne Flüge in der neuen Saison!

Foto vergrößernDG-600 gut aufgeräumt im Cobra-Hänger

Da steht das Objekt unserer Begierde!

Foto vergrößernDa steht das Objekt unserer Begierde!

Alles wird geprüft - sogar die Düse!

Foto vergrößernAlles wird geprüft - sogar die Düse!

Das neue Instrumentbrett

Foto vergrößernUnser neues Instrumentenbrett hat oben zentral das 302
(mit nur 1 Drehknopf) und in einer Schwanenhals-Halterung
den Compaq iPaq mit WinPilot.
Vier Rundausschnitte sind jetzt leer!

Die DG-600 endlich mit dem Wendelstein im Hintergrund

Foto vergrößernDie DG-600 endlich mit dem Wendelstein im Hintergrund

Schön steht die DG-600 da!

Foto vergrößernSchön steht die DG-600 da!

Warten auf Streckenflüge ...

Foto vergrößernWarten auf Streckenflüge ...

Natürlich haben wir uns vor dem Kauf der DG-600 eingehend informiert - einige dieser Informationen haben wir auf dieser Seite veröffentlicht. Erster Anlaufpunkt war natürlich die wirklich gute Homepage von DG Flugzeugbau - wir haben diese Infos gefunden:

Angaben von DG-Flugzeugbau auf deren Homepage zum Thema DG-600:

Hier gibt es im Grunde drei sehr unterschiedliche Modelle:

  • DG-600/15m Rennklasse (mit Flügelenden)
  • DG-600/17m (mit Ansteckflügeln und Winglets)
  • DG-600M

Das Profil der DG-600 ist sehr viel moderner und leistungsfähiger als bei der DG-400, stammt von 1987 und ist dem der neueren DG-808 in einigen Bereichen durchaus ebenbürtig. Mit einer Einschränkung:
Bei der Profilauswahl stand neben einer eher "konservativen" Auslegung ein zweites sehr leistungsfähiges zur Verfügung, welches aber möglicherweise problematisch im Langsamflug sein könnte. Man wagte das leistungsfähigere, dünne Profil und die Befürchtungen bewahrheiteten sich leider:

Zumindestens in der 15m Version gehört die DG-600 in die Hand eines erfahrenen Piloten, denn wenn man zu langsam kurbelt oder die Fahrt beim Kurbeln ständig variiert, steigt man deutlich schlechter. Auch entspricht das Überziehverhalten nicht den heutigen Standards. Deshalb wurde vom Luftfahrt-Bundesamt eine "Stall-Warnung" verlangt. Die geschilderten Flugeigenschaften schädigten den Ruf des Flugzeugs bei den Kunden und so war es kein sehr großer Erfolg. Wie gut eine DG-600/15m heute noch fliegt, kann man daran sehen, dass  mit einem solchen Flugzeug ein neuer Weltrekord erflogen wurde (100km Dreieck mit einem Schnitt von 182,4 km/h).

Ganz anders die 17m-Version, die auf 18m vergrößert werden und sogar mit Winglets ergänzt werden kann.
Durch die größere Spannweite und vor allem durch die Winglets ist das Verhalten beim Abkippen deutlich harmloser und akzeptabel. Die Flugleistungen im schnellen Vorflug stehen denen einer DG-808 offensichtlich nicht nach, nur im Steigen ist die 808 besser - und natürlich in noch harmloseren Flugeigenschaften!

Mit einer DG-600/18mWinglet hat man aber ohne weiteres gute Chancen bei Wettbewerben der 18m-Klasse.

Für die DG-600 war ein neuer Rumpf entwickelt worden mit einer starken, widerstandsarmen Einschnürung hinter dem Cockpit. Er wird leicht modifiziert noch heute für die DG-800S gebaut. In diesen Rumpf ein Triebwerk einzubauen, ging nur mit einem sehr kleinen Motor, einem Einzylinder-Triebwerk von Rotax.

Damit wurde die DG-600M eigenstartfähig, aber mit 25 PS ist die Steigleistung schon recht mager. Auch ist das Flugzeug bei Lärmmessungen wegen der geringen Motorleistung noch recht niedrig, wenn es den Messpunkt überfliegt und erreicht deshalb nur den "einfachen Lärmschutz" gemäß deutscher Definition. Gewisse Einschränkungen am Wochenende sind also zu beachten.
Auch bei diesem Triebwerk besteht eine Hersteller-Empfehlung für eine eine Überholung alle 6 Jahre.

Zusammenfassend kann aber festgestellt werden, dass man mit der DG-600M für weniger Geld, als es für eine DG-808B aufgewendet werden muss, ein Flugzeug ähnlicher Flugleistung bekommt, welches immerhin auf langen Pisten eigenstartfähig ist und einen sicheren Heimflug bei ausbleibender Thermik ermöglicht.

 

Auf der DG-Homepage gibt es außerdem:

  • Fotos zur DG-600
  • Technische Mitteilungen
  • Handbuch der DG-600

Angaben in der Literatur:

Aus verschiedenen Quellen der Literatur haben wir noch folgende Informationen zusammengetragen:

Am 15. April 1987 führte der Nachfolger der DG-200 in der 15-Meter-Klasse, die DG-600, ihren Erstflug durch. Die DG-600 hat im Vergleich zu ihrem Vorgänger eine Vielzahl von Neuerungen. Eigentlich ist seit der DG-200 beziehungsweise DG-400 nur noch das Rumpfvorderteil mit der Haube baugleich.

Der Rumpf insgesamt ist kürzer, schlanker und zur Widerstandsverminderung stärker eingeschnürt. Es gibt ein neues Haubennotabwurfsystem, ein neues Fahrwerk und komplett neue Leitwerke. Der voll in Carbonfaserbauweise hergestellte Flügel hat ein extrem dünnes Profil mit Grenzschichtbeeinflussung, das von Horstmann und Quast speziell für die DG-600 entworfen wurde.

Charakteristisch sind die einteiligen Wölbklappen/Querruder, in der Fachsprache als Flaperon bezeichnet. Die DG-600 gibt es serienmäßig mit 15-m- und 17-m-Flügelenden; seit dem 11.11.1989 fliegt die DG-600M auch als Motorsegler.

Obwohl als Klapptriebwerk der nur 25 PS starke Rotax 275 eingebaut wurde, sind mit dem Flugzeug dank eines großen Propellers Eigenstarts möglich.

Erstflug:

15. April 1987

Serienbau:

ab 1987

Flügelfläche:

10,95 m² (11,59 m² bei 17m)

Streckung:

20,55 (24,94 bei 17 m)

Flügelprofil:

Horstmann/Quast

Rumpflänge:

6,83 m

Leitwerk:

gedämpftes T-Leitwerk

Bauweise:

Faserverstärkte Kunststoffe

Rüstgewicht:

247 kg (260 kg bei 17 m)

Maximales Fluggewicht:

525 kg

Flächenbelastung:

30,6 kg/m² bis 48 kg/m²

Flugleistungen (Werksangaben):

 

Geringstes Sinken:

0,50 m/s bei 100 km/h

Bestes Gleiten:

49 bei 116 km/h

Index-Einteilung der DG-600

Index

Offene Klasse oder 18m-Klasse

 

ASH 26; Ventus 2/18m; DG800/18m; LS 9

120

DG 600/18m; LS 6/17,5m; LS 6/18m

118

Ventus 17,6m; DG 600/17m

116

Ventus 16,6m; LS 8/18m

114

ASW20 16,6m; Kestrel 17m; Glasflügel 304/17

112

DG 200/17m

110

FAI 15m

 

Ventus 2; ASW 27; DG 800

114

Ventus 1; LS 6

112

DG 600

110

DG 200; LS 3; Mini

108

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